Mama Luisas härtester Weg

Mama Luisas härtester Weg


Mama Luisa liegt leider seit Wochen in Bozen im Krankenhaus, mehr dazu gleich, aber obwohl ich versucht habe, Verwandte und engste Bekannte zu informieren, alle Telefonate entgegenzunehmen und alle Nachrichten zu beantworten, war ich gestern doch ein bisschen erschrocken, als unser Hausarzt Dr. Plaikner sich mit den Worten: „Endlich kann ich dich nach 10 Tagen mal erreichen!“, am Telefon meldete. Deshalb hier nun dieser Post, in dem ich kurz erklären möchte, was passiert ist, und den ich bei Änderungen von Mamas Zustand updaten werde.

Ich möchte mich hier nochmals bei allen bedanken, die mir/uns in dieser herausfordernden Zeit mit offenen Armen und Herzen und aufbauenden Worten, teils auch sehr rührig und tatkräftig zur Seite stehen – ihr alle helft uns sehr und macht all dies erst ertragbar! Meinem Papa hab‘ ich aufgetragen, er soll dort oben das Seinige zutun, damit sie bald wieder auf den Beinen steht, denn wir hier unten brauchen sie viel mehr, als er dort oben! 😀
Eure Ingrid.

 

„Der härteste Weg ist jener, den man alleine gehen muss.
Er ist aber auch der kraftvollste.“ 

 

Gleich zwei Hirnblutungen

12. April 2017
Nachdem Mama bereits am Vorabend über starke Kopfschmerzen geklagt hatte, und dann am Morgen plötzlich nicht mehr ansprechbar war, habe ich sie – von den Rettern vor Ort/Bergrettung Antholzertal erstbetreut, dann durch den Notarzt erstversorgt – mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus Bruneck bringen lassen müssen. Dort angekommen haben die Ärzte ein geplatztes Aneurysma in ihrem Kopf festgestellt, und somit wurde sie gleich ins Krankenhaus Bozen überstellt. Diese Blutung wäre nicht so verheerend gewesen, wäre da nicht auf dem Transport in den Operationssaal noch eine zweite, viel größere Blutung passiert, die Mama ins Koma fallen ließ und ihr jetzt im wahrsten Sinne des Wortes das Leben sehr schwer macht. Das Aneurysma wurde zwar erfolgreich geklippt, aber die große Blutung bereitete den Ärzten gleich große Sorgen. Mama wurde ins künstliche Koma versetzt.

13. April + 14. April 2017
Die große Blutung hat dazu geführt, dass Mamas Hirndruck viel zu hoch war, sodass ihr die Schädeldecke geöffnet werden musste. Leider aber zeigt diese Kraniektomie keine Wirkung, sodass diese am darauffolgenden Tag wiederholt werden musste, um noch weiteren Raum für das überbelastete Hirn zu schaffen.

Osterwochenende 2017
An diesen darauffolgenden Tagen stand es ziemlich schlecht um Mama, der Hirndruck wollte nicht sinken, die Gefahr, dass sie einen Vasospasmus, eine Verkrampfung des Hirngewebes, erlitte, sehr hoch. Und als am Ostermontag auch eine Lungenentzündung dazukam, machten uns die Ärzte deutlich, dass wir uns auf das Schlimmste gefasst machen müssten.

Dienstag, 18. April 2017
Mit Dienstag habe ich unser Café auf unbestimmte Zeit geschlossen und hatte dann das erste Mal Zeit, den ganzen Nachmittag bei Mama zu verbringen. Die Zeit an ihrem Krankenbett auf der Intensivstation, Mama immer noch im künstlichen Koma mit besorgniserregendem Hirndruck, empfand ich als sehr kurzweilig. Obwohl die Medizin „weiß“, dass das Sprechen mit Koma-Patienten in Mamas Stadium nichts bringt, hab ich ihr trotzdem von allem erzählt, was in den letzten Tagen passiert war und von den vielen Leuten, die ihr Genesungswünsche entgegengebracht hatten. Und irgendwann überkam mich so ein wohliges Gefühl, während ich Mamas Hand hielt, und auf einmal war ich der felsenfesten Überzeugung: „Mama schafft das!“

Mittwoch, 19. April 2017
Ich erreichte das Krankenhaus Bozen am späten Nachmittag; dort angekommen, riefen mich die Ärzte gleich in ein Besprechungszimmer. „Na brabbo“, hatte ich gleich für mich gedacht und doch kam alles anders. Die Ärzte freuten sich, mir nach einer Woche Koma und Intensivstation, endlich mal eine positive Nachricht von Mama überbringen zu dürfen: fast über Nacht hatte sich der Hirndruck auf normal gesenkt und die Behandlung der Lungeninfektion schlug gut an! Mama hatte ihren ersten Schritt zurück ins Leben getan!

20. – 26. April 2017
Mit der Normalisierung des Hirndrucks gingen die Ärzte gleich daran, Mamas Sedierung täglich ein bisschen mehr herabzusetzen, um sie langsam aus dem Koma aufzuwecken. Leider reagiert sie nicht so schnell darauf wie gewünscht, sodass sie am 24. April sogar ihren 66. Geburtstag verschlafen hat.

27. April 2017
Mamas Beatmungsschlauch wurde heute entfernt, und weil sie nur mehr wenig Unterstützung beim Atmen braucht, hat sie ein vorübergehendes Tracheostoma bekommen. Die Operation und Narkose haben ihr sicher wieder ein bisschen zugesetzt, sodass sie auch heute nicht wacher wird. Aber wird schon werden, wir warten einfach weiter, gell, Mama Luisa?

28. April 2017
Wegen der – nennen wir sie mal – irrwitzigen Verkehrssituation (3 Stunden dauerte meine Fahrt von Antholz nach Bozen) bin ich gestern erst kurz vor Ende der Besuchszeit bei Mama eingetroffen; nur weil ich glücklicherweise einen Cousin habe, der als Arzt in dieser Klinik arbeitet, konnte ich ein bisschen länger bei ihr bleiben. Leider habe deshalb auch nicht viel Neues von Mama zu berichten; ihr Wach-(Nicht-Wach-)Zustand wäre eigentlich unverändert, sie schläft und spricht immer noch nicht auf die Reaktionstests an, wäre da nicht eine Thrombose in ihrem rechten Bein dazugekommen, die therapiert wird.

02. Mai 2017, Tag 22
Als wir heute am späten Nachmittag Mama auf der Intensivstation besucht haben, hat sich ganz tief geschlafen und dabei sogar ein bisschen geschnarcht 😉 . Zu unserer Überraschung ist ihr nicht nur das Drainage-Schläuchchen aus dem Kopf entfernt worden, sie hat sogar seit Mittag alleine ohne Beatmungsmaschine geatmet! Mama ist weiterhin stabil, öffnet manchmal sogar ein bisschen die Augen, ihre Beine zappeln manchmal ganz kurz, aber ansonsten zeigt sie immer noch keine richtige Reaktion.

Monitor

08. Mai 2017 – Tag 28
Heute sind es 4 Wochen, dass Mama Luisa in Bozen auf der Intensivstation zuhause ist, aber wenn alles klappt, könnte sie morgen nach Bruneck ins Krankenhaus übersiedeln, denn seit nicht ganz 2 Tagen atmet sie selbständig, ohne zusätzliche Unterstützung. In der letzten Woche ist Mamas Zustand stabil geblieben, obwohl die Thrombose auch noch zu einer peripheren Lungenembolie geführt hatte, die aber gut therapiert werden konnte. Mama ist immer noch nicht wach, sie öffnet ihre Augen nun zwar öfters, reagiert aber nicht, wenn man zu ihr spricht. Mama liegt mit ihren Fortschritten wohl weit hinter ihrem Soll, wenn man in ihrem Fall, bei den beträchtlichen Schäden, die sie davon getragen hat, überhaupt von einem Soll sprechen darf, aber wir empfinden jeden neuen Augenaufschlag, jede weitere Regung als großen Erfolg. Und obwohl die Ärzte der Situation entsprechend nur sehr nüchtern über Luisas Zustand berichten können und sich mit Prognosen zurückhalten, verriet der lächelnde Gesichtsausdruck meines Doktor-Cousins bei seinem Betreten der Intensivstation, dass wohl irgendetwas Erfreuliches passiert sein musste. Er ging auf Mama zu und kniff sie in ihren Fuss, worauf sie sofort ihr Bein ein bisschen zurückzog – es war ihre erste wirkliche Reaktion! Es ist dies nur ein kleiner, weiterer Schritt, aber uns hat’s trotzdem fast umgehauen – Mama kämpft weiter!

12. Mai 2017 – Tag 32
Mama Luisa hat die letzten paar Tage ohne Zuhilfe geamtet, und so hat sie es raus aus der Intensivstation geschafft! und ist auf eine Normalstation gebracht worden, wo sie in den nächsten Tagen weiterhin beobachtet werden wird. Ihr Zustand ist unverändert.

22. Mai 2017 – Tag 42
Eigentlich hatte sich Mama in den letzten Tagen sehr wacker geschlagen. Sie war durchwegs stabil geblieben, bei meinen langen Aufenthalten an ihrem Krankenhausbett habe ich täglich kleine, klitzekleine! Fortschritte an ihr festgestellt – jeden Tag konnte sie ihre Augen länger offen halten, fing an zu fokussieren und Bewegungen zu verfolgen, konnte minimal auf Anfrage meine Hand drücken, und ich bin mir ganz sicher, dass sie die Besucher, die an ihrem Bett standen, erkennen und verstehen konnte, wenn auch nicht andauernd.
Doch leider ist seit gestern alles anders. Unter anderem hat ein Lungeninfekt ihr das Atmen so schwer gemacht, dass sie zurück auf die Intensivstation gebracht werden musste, wo sie in den nächsten Tagen auch bleiben wird. Ihr Zustand ist jetzt leider wieder sehr kritisch; hoffen wir, dass ihr Körper auch dieses Mal die Kraft aufbringt, sich gegen diese Komplikationen zu wehren.

29. Mai 2017 – Tag 49
In den letzten Tagen ist alles und mehr passiert! Mama Luisas Situation hat sich täglich gebessert – die Blutwerte sind in der Zwischenzeit wieder normal, ihre Atmung beinahe auch, und die Entzündung ist fast gänzlich abgeklungen. Und weil Mama sich so gut erholt hat und stabil ist, tritt sie noch heute ihre vorgezogene Reise in Richtung alte Heimat an, wo sie auf der Neuro-Reha-Abteilung ihren langen Weg zurück ins Leben, Schritt für Schritt, Tag für Tag, bewältigen wird.

tbc


24 comments

    • Ingrid
      | Antworten

      Hoi Monika! Danke für deine Gedanken!
      Aufgeben tun wir nicht, ganz genau! Kennst sie ja, die Mama…!
      Hoffentlich!
      xoxoxo
      Ingrid

  • Van Lierde-Godaert
    | Antworten

    Liebe Ingrid, wir hoffen das beste für Ihre Mama, wir beten unser jungste Sohn Tom das er Mama hilft aus den Himmel. Unser jungen hat uns leider verlassen am 19/04 wegen ein Autounfall, liebe Grüße Jürgen und Darline aus Belgien x

    • Ingrid
      | Antworten

      Hallo zusammen! Wir danken euch von Herzen! Ich habe irgendwie etwas von Tom auf fb gelesen, wollte aber nochmals nachlesen, was genau passiert war. So spijtig. Ich schreibe euch eine Email, wir lesen uns dort!
      Ingrid

  • Steffi Jürgens
    | Antworten

    Liebe Ingrid, ich bin sehr betrübt darüber, dass Deine liebe Mama so krank ist. Ich wünsche Dir und Deinen Lieben, vor allem aber Deiner tollen Mama viel Kraft für die nächste Zeit. Luisa ist eine starke Frau, sie schafft das bestimmt, wir müssen ganz fest daran glauben. Ich wünsche ganz, ganz viel gute Besserung. Ich drücke Dich ganz fest. Viele liebe Grüße aus dem fernen Mainz Steffi

    • Ingrid
      | Antworten

      Hallo Steffi,
      danke für deine lieben Gedanken von so weit weg! Wir möchten alles ganz fest daran glauben, dass sie es schafft!
      Liebe Grüße zurück!

  • Willi Hellweger
    | Antworten

    Liebe Ingrid habe mit deiner
    Mama noch kurz davor bei der HGV Sitzung geplaudert und mich gefreut sie wiedermal zu sehen.
    Ich denke jeden Tag an dich und freue mich über Thomas Schuster oder Hannes und Roel was neues zu erfahren.
    Auch mein langjähriger Freund Walter Mutschlechner hat das gleiche Schicksal ereilt. Hoffe für beide das Beste und Dir liebe Ingrid viel Kraft und Zuversicht !

  • Christoph
    | Antworten

    Liebe Ingrid! Wir wünschen dir und deinen Lieben viel Kraft in dieser schweren Zeit und deiner Mama alles erdenklich Gute und baldige Genesung! Christoph & Alexandra

  • Christoph
    | Antworten

    Liebe Ingrid! Wir wünschen dir und deinen Lieben viel Kraft in dieser schweren Zeit und deiner Mama alles erdenklich Gute und baldige Genesung! Christoph & Alexandra

  • Manni & Uschi
    | Antworten

    Hallo Inge,
    lange nicht mehr gesehen und gehört, aber deine Mamma immer gut vor Augen. Wir schicken unsere Gedanken und Kraft, sodass sie wieder so munter und lebensfroh wird, wie wir sie in unseren besten Jugendzeiten kannten.
    Für dich viel Kraft in dieser Zeit.

    • Ingrid
      | Antworten

      Hoi des 2 Yogis! 🙂
      Vielen Dank für euren lieben Worte! Ich bin wir sicher, eure Energie dringt bis in die Intensivstation durch! <3
      Bis bald, :-*
      Ingrid

    • Ingrid
      | Antworten

      Vielen Dank Euch allen! Ich weiß, dass Ihr viel an Mama denkt…
      Liebe Grüße an alle und auch vielen Dank für die schriftlichen Genesungswünsche!
      Ingrid

  • Monika Senfter
    | Antworten

    Hallo Ingrid,

    Ich wünsch Dir ganz viel Kraft für diese schwierige Zeit, die ich selbst durchlebt habe. Widme viel Zeit deiner Mama, sprich mit ihr, lass sie Musik hören, die sie liebt. Gute Besserung deiner Mama. Lg Monika

  • Claudia Rifesser
    | Antworten

    Hallo Ingrid! I les des und bin so shockiert und traurig. Ober wie i deine Mama und die kenn bin i überzeugt dass es nie aufgeben werts. Es seits die Powerfrauen NR. 1. Deine Mama wert des gonz sicher mit deiner Liebe schoffen. I wünsch enk gonz gonz viel Kraft und nur es beste dieser Welt!

  • Christina Steinmair
    | Antworten

    Liebe Ingrid!
    Habe Ihre Mama letztes Jahr bei der Lourdesfahrt sehr schätzen gelernt und in ihr eine liebe Freundin gefunden, Ich bedauere von ganzem Herzen das große Leid das sie getroffen hat und hoffe inständig daß sie sich bald wieder erholt. Alles Liebe und Gute

  • momigianni37@gmail
    | Antworten

    Ingrid carissima!dopo gli ultimi aggiornamenti sulle condizioni di mamma tua auguriamo tutto il meglio per la grandissima Luisa!!forza tutti insieme gridiamo dai dai che ce la fai amatissima Luisa abbracci forti forti ad entrambe. Lia e Gianni

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